Die meisten deutschen Milliardäre sind Erben – Selfmade-Reichtum bleibt Ausnahme
Autor: Elite-Echo Redaktion
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Kategorie: News
Zusammenfassung: In Deutschland haben drei Viertel der Milliardäre ihr Vermögen geerbt, was die Vorstellung vom „Selfmade“-Reichtum widerlegt und auf große Vermögensungleichheit hinweist. Technologischer Wandel eröffnet jedoch neue Chancen für wirtschaftlichen Aufstieg unabhängig von Herkunft.
Leistungsgesellschaft als Illusion: Die meisten Milliardäre haben ihr Vermögen nicht erarbeitet
Eine aktuelle Analyse von Datapulse, über die die Frankfurter Rundschau berichtet, stellt die gängige Vorstellung vom „Selfmade“-Milliardär in Deutschland infrage. Von den 171 Milliardären in Deutschland hat nur etwa jeder Vierte sein Vermögen selbst erarbeitet. Das bedeutet, dass drei von vier deutschen Milliardären ihr Vermögen geerbt haben und nicht durch eigene Leistung zu Reichtum gelangt sind.
Weltweit wächst die Zahl der Milliardäre stetig. Laut Oxfam wurden im Jahr 2024 jede Woche fast vier neue Milliardäre gezählt. Forbes meldete im Mai 2024 erstmals mehr als 3.000 Milliardäre weltweit, deren Gesamtvermögen sich auf 16,1 Billionen Dollar beläuft. In Deutschland hat sich die Zahl der Milliardäre seit 2007 vervierfacht, was in absoluten Zahlen einen internationalen Spitzenwert darstellt. Im internationalen Vergleich ist der Anteil der „Selfmade“-Milliardäre in Deutschland jedoch am geringsten. Während in Russland und China 97 Prozent der Milliardäre ihr Vermögen selbst erwirtschaftet haben, sind es in Großbritannien 89 Prozent. Der weltweite Durchschnitt liegt bei etwa zwei Dritteln.
| Land | Anteil „Selfmade“-Milliardäre |
|---|---|
| Deutschland | 25 % |
| Russland | 97 % |
| China | 97 % |
| Großbritannien | 89 % |
| Weltweit (Durchschnitt) | ca. 66 % |
Die Analyse nennt auch konkrete Beispiele für deutsche „Selfmade“-Milliardäre: Reinhold Würth, Chef der Würth-Gruppe, verfügt über ein Nettovermögen von 33,6 Milliarden Dollar und belegt Platz drei der reichsten Deutschen. Andreas von Bechtolsheim, Mitgründer von Arista Networks, besitzt 19,2 Milliarden Dollar und steht auf Platz sechs. Hasso Plattner, Mitbegründer von SAP SE, wird mit 16 Milliarden Dollar Vermögen gelistet. Allerdings hatten auch diese Persönlichkeiten Startvorteile: Würth übernahm das Unternehmen seines Vaters, Bechtolsheim stammt aus einer Adelsfamilie und Plattner ist der Sohn eines Augenarztes.
Ein zentrales Ergebnis der Analyse ist, dass in Deutschland jährlich rund 300 bis 400 Milliarden Euro vererbt oder verschenkt werden. Dies wird durch steuerliche Schlupflöcher im Erbschaftsrecht begünstigt. Die Soziologin und Vermögensforscherin Julia Jirmann spricht von einer Entwicklung Deutschlands von einer Leistungs- zu einer Erbengesellschaft. Deutschland weist bereits jetzt die höchste Vermögensungleichheit innerhalb der Europäischen Union auf.
„Am Beispiel der Milliardäre in Deutschland wird eindrücklich aufgezeigt, dass Erben das häufigste und effektivste Überholmanöver ist“, so der Soziologe Thomas Druyen laut Frankfurter Rundschau.
Gleichzeitig gibt es laut Druyen Anzeichen für einen Wandel: Technologische Entwicklungen wie Künstliche Intelligenz ermöglichen es jungen Menschen zunehmend, auch ohne Familienvermögen wirtschaftlichen Erfolg zu erzielen. Der klassische Reichtum durch das Erbe von Familienunternehmen erreicht nur in etwa 30 Prozent der Fälle die zweite Generation. Viele der heutigen Vermögenden stammen aus der Tech-Branche und sind keine traditionellen Erben.
- Nur jeder vierte Milliardär in Deutschland ist „Selfmade“.
- Jährlich werden 300 bis 400 Milliarden Euro vererbt oder verschenkt.
- Deutschland hat die höchste Vermögensungleichheit in der EU.
- Technologischer Wandel bietet neue Chancen für wirtschaftlichen Aufstieg.
Infobox:
Die Analyse von Datapulse, basierend auf Daten der Forbes World’s Billionaires List und der World Inequality Database, zeigt: In Deutschland ist Reichtum meist vererbt, nicht erarbeitet. Die Chancen auf sozialen Aufstieg durch eigene Leistung sind im internationalen Vergleich besonders gering.
Quellen: