Inhaltsverzeichnis:
Superreiche und soziale Gerechtigkeit: Stimmen aus Gesellschaft und Gewerkschaften
Leserbriefe zur Debatte um Superreichtum und Verantwortung
In der Süddeutschen Zeitung (SZ.de) äußern sich zahlreiche Leserinnen und Leser kritisch zur Existenz von Superreichen und fordern eine gerechtere Verteilung von Einkommen und Vermögen. Dr. Christoph Spagl aus Kirchheim widerspricht der These, dass ein Vermögen von mehr als einer Milliarde Euro in einer leistungsorientierten Gesellschaft plausibel sei. Er argumentiert, dass selbst ein Investmentbanker, der 100-mal so viel arbeitet wie eine Krankenpflegerin, niemals auf ein Vermögen von einer Milliarde Euro kommen könne. Spagl sieht bei Superreichen einen „leistungslosen Zufluss“, der mit dem demokratischen Grundverständnis schwer vereinbar sei, da Superreiche sich aus staatlicher Kontrolle lösen und größere politische Einflussmöglichkeiten besitzen.
Jörn Schirok aus Berlin kritisiert, dass das Geld in Deutschland falsch verteilt sei. Er schlägt vor, eine Grenze von einer Milliarde Euro pro Person zu setzen, ab der sehr hohe Steuern anfallen. Schirok betont, dass das Geld der Superreichen in der Finanzsphäre der Realwirtschaft entzogen sei und nicht ausgegeben werde. Er verweist darauf, dass eine Umverteilung an die Armen die Binnennachfrage stärken würde, da diese das Geld ausgeben würden. Schirok sieht die Aufgabe des Staates darin, das Geld an den richtigen Ort zu bringen, da es in den Staatskassen fehle, aber auf den Konten der Superreichen vorhanden sei.
Peter Janz aus Trittau erinnert daran, dass das Sozialstaatsprinzip des Grundgesetzes soziale Gerechtigkeit und Ausgleich als grundlegendes Faktum vorsieht. Er verweist auf historische Beispiele wie den Lastenausgleich nach dem Zweiten Weltkrieg und den Ausgleich Ost nach 1990, bei denen Wohlhabendere mehr zur Finanzierung des Gemeinwohls beitragen mussten. Janz betont, dass soziale Gerechtigkeit ein zentrales Element der Demokratie und der sozialen Marktwirtschaft sei.
Anette Nierhoff aus Bochum hebt hervor, dass „Eigentum verpflichtet“ nicht nur bedeutet, dass Reichtum legal erworben sein muss, sondern auch ethisch vertretbar sein sollte. Sie kritisiert legale Steuervermeidungspraktiken der Superreichen und multinationalen Konzerne und betont, dass unterschiedliche Steuersätze eine wesentliche Säule des Sozialstaates sind. Nierhoff verweist auf Artikel 14 Absatz 2 des Grundgesetzes: „Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohl der Allgemeinheit dienen.“ Sie bezweifelt, dass Superreiche ihren Reichtum tatsächlich zum Wohl der Allgemeinheit einsetzen.
„Ich behaupte, kein Superreicher kann glaubhaft darlegen, dass er seinen Reichtum zum Wohl der Allgemeinheit gebraucht, denn wohltätige Spenden aus der Portokasse sind damit definitiv nicht gemeint.“ (Anette Nierhoff, Bochum)
| Forderungen der Leser | Begründungen |
|---|---|
| Begrenzung von Vermögen auf 1 Milliarde Euro | Leistung muss plausibel und messbar sein, leistungsloser Zufluss ist zu kritisieren |
| Stärkere Besteuerung von Superreichen | Umverteilung zur Stärkung der Binnennachfrage und des Gemeinwohls |
| Verpflichtung zum sozialen Ausgleich | Grundgesetz und historische Beispiele belegen gesellschaftliche Verantwortung |
- Superreiche entziehen sich laut Lesern staatlicher Kontrolle und haben größere politische Einflussmöglichkeiten.
- Das Geld der Superreichen wird nicht ausgegeben und fehlt in der Realwirtschaft.
- Soziale Gerechtigkeit und Ausgleich sind zentrale Werte der Demokratie und des Sozialstaates.
Infobox: Die Leserbriefe auf SZ.de zeigen eine breite gesellschaftliche Kritik an Superreichtum und fordern eine stärkere Besteuerung sowie eine Verpflichtung zum sozialen Ausgleich. Artikel 14 des Grundgesetzes wird als zentrale Grundlage für die Verantwortung von Eigentum betont.
Gewerkschaften fordern gerechte Verteilung von Wohlstand
Bei einer Veranstaltung des DGB Kreisverbands Weilheim-Garmisch, über die der Merkur berichtet, kamen rund 90 Besucher zusammen, um eine kämpferische Rede von David Schmitt vom DGB Bayern zu hören. Schmitt betonte, dass viele Arbeitsplätze auf der Kippe stehen und versprach, dass um jeden Arbeitsplatz gekämpft werde. Er hob die Bedeutung von Tarifverträgen für Gleichberechtigung und gerechte Bezahlung hervor und forderte, dass staatliche Fördergelder nur noch an Unternehmen fließen sollten, die nach Tarif bezahlen.
Schmitt warnte davor, das Arbeitszeitgesetz aufzuweichen und den Acht-Stunden-Tag durch einen 13-Stunden-Tag zu ersetzen. Er verwies auf die hohe Belastung der Beschäftigten: „Die Burnout-Kliniken sind voll. Leiden wie Rückenschmerzen und Herzinfarkt hängen mit den geleisteten Arbeitsstunden zusammen.“ Schmitt forderte, den wachsenden Wohlstand gerecht zu verteilen – sowohl in Zeit als auch in Geld.
Ein zentrales Thema war die Altersarmut: Jeder vierte Rentner sei von Armut betroffen. Schmitt betonte, dass die Bekämpfung der Altersarmut keine Kür, sondern eine Pflicht sei. Er forderte, „den unverschämten Reichtum in den Blick zu nehmen“. Laut Schmitt besitzt das reichste Prozent in Deutschland ein Drittel des gesamten Vermögens, und die Zahl der Superreichen nehme ständig zu. Die Gesellschaft stehe vor enormen Herausforderungen, und es fehle nicht am nötigen Geld, sondern an der gerechten Verteilung.
„Wer gegen Armut kämpft, muss automatisch den unverschämten Reichtum in den Blick nehmen.“ (David Schmitt, DGB Bayern)
| Forderungen der Gewerkschaften | Begründungen |
|---|---|
| Tarifbindung als Voraussetzung für staatliche Fördergelder | Gleichberechtigung und gerechte Bezahlung sichern |
| Erhalt des Acht-Stunden-Tages | Schutz der Gesundheit der Beschäftigten |
| Bekämpfung der Altersarmut | Jeder vierte Rentner ist von Armut betroffen |
| Gerechte Verteilung des Wohlstands | Das reichste Prozent besitzt ein Drittel des Vermögens |
- Rund 90 Besucher nahmen an der DGB-Veranstaltung teil.
- Das reichste Prozent in Deutschland besitzt ein Drittel des gesamten Vermögens.
- Die Zahl der Superreichen nimmt laut DGB ständig zu.
- Jeder vierte Rentner ist von Armut betroffen.
Infobox: Die Gewerkschaften fordern eine gerechte Verteilung des Wohlstands und sehen die Bekämpfung der Altersarmut als gesellschaftliche Pflicht. Die Konzentration des Vermögens bei wenigen Superreichen wird als zentrales Problem benannt. (Quelle: Merkur)
Quellen:
- Leserbriefe: Von edlem und obszönem Reichtum - Ihre SZ - SZ.de
- „Den unverschämten Reichtum in den Blick nehmen“ –Kämpferische Rede bei DGB-Veranstaltung in Bayern
- Drohnenbilder zeigen, wo Armut und Reichtum direkt aufeinander prallen













