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Mittelschicht-Mythos: Warum sich selbst Reiche arm fühlen
Laut einer Studie von Busemeyer aus dem Jahr 2022 verschätzen sich Menschen beim Thema Reichtum um fast die Hälfte. Die Schwelle zum Einkommensreichtum wird deutlich zu hoch angesetzt, während der Anteil reicher Menschen in der Gesellschaft massiv überschätzt wird. Armut hingegen können die meisten akkurater einordnen, da sie auf eigene Erfahrungswerte zurückgreifen können. Der Begriff Reichtum ist laut Experten schwerer zu greifen als Armut.
Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) schlägt eine präzisere Definition der Mittelschicht vor: Ein bedarfsgewichtetes Haushaltsnettoeinkommen zwischen 80 und 150 Prozent des Medians definiert die Mittelschicht. Die untere Mitte liegt bei 60 bis 80 Prozent, die obere Mitte bei 150 bis 250 Prozent. Für eine vierköpfige Familie (zwei Erwachsene, zwei Kinder unter 14) bedeutet das ein monatliches Nettoeinkommen zwischen 3.880 und 7.280 Euro für die Mittelschicht. Ab einem Einkommen von über 12.140 Euro zählt diese Familie bereits zu den reichsten fünf Prozent der Bevölkerung.
Die verzerrte Selbstwahrnehmung hat gesellschaftliche Folgen. Wenn sich wohlhabende Menschen fälschlicherweise der Mittelschicht zuordnen, wie es beispielsweise Friedrich Merz tat, verzerrt dies die politische Debatte über Steuergerechtigkeit und Vermögensverteilung. Für die Zukunft ist es entscheidend, ein realistischeres Bild der Einkommensverteilung in Deutschland zu vermitteln. Die aktuellen Berechnungsmethoden des IW könnten helfen, die Diskussion zu versachlichen und Mythen rund um Reichtum und Mittelschicht zu entzaubern.
| Haushaltsgröße | Mittelschicht (Netto/Monat) | Reich (Netto/Monat) |
|---|---|---|
| Vierköpfige Familie | 3.880 - 7.280 € | über 12.140 € |
- Menschen schätzen ihre finanzielle Position häufig falsch ein.
- Die Schwelle zum Reichtum liegt niedriger als viele denken.
- Eine realistische Definition der Mittelschicht hilft, gesellschaftliche Debatten zu versachlichen.
Infobox: Nach Definition des IW Köln gehört eine vierköpfige Familie mit mehr als 12.140 Euro netto im Monat zu den reichsten fünf Prozent. Die Mittelschicht liegt zwischen 3.880 und 7.280 Euro netto monatlich. (Quelle: Business Punk)
Tabelle: Mit diesem Einkommen gehören Menschen in Deutschland zur Oberschicht
Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln hat verschiedene Faktoren wie Miete, Kapitaleinkünfte und Wohneigentum in seinen Einkommensrechner einbezogen, um die Oberschicht in Deutschland zu bestimmen. Paare ohne Kinder, die mehr als 8.670 Euro netto monatlich zur Verfügung haben, zählen zu den reichsten vier Prozent. Für Paare mit zwei Kindern unter 14 Jahren liegt die Grenze bei mehr als 12.140 Euro. Singles müssen mindestens 5.780 Euro netto monatlich aufbringen, um zur Oberschicht zu gehören. Die Mittelschicht beginnt ab einem Haushaltsnettoeinkommen von 1.850 Euro.
Statistisch gesehen gilt jemand als relativ reich, wenn er mehr als 250 Prozent des Medianeinkommens im Monat besitzt. Das trifft laut IW-Einkommensrechner auf die oberen vier Prozent der Bevölkerung zu. Viele Menschen schätzen den Anteil einkommensreicher Menschen in Deutschland mit 25 Prozent als deutlich zu hoch ein. Tatsächlich sind es nur vier Prozent. IW-Forscherin Judith Niehues betont, dass viele überrascht sind, wie niedrig die Schwelle zur Oberschicht ist.
| Haushaltsform | Oberschicht (Netto/Monat) | Mittelschicht (Netto/Monat) |
|---|---|---|
| Single | über 5.780 € | ab 1.850 € |
| Paar ohne Kinder | über 8.670 € | ab 1.850 € |
| Paar mit 2 Kindern (unter 14) | über 12.140 € | ab 1.850 € |
- Nur vier Prozent der Bevölkerung zählen zur Oberschicht.
- Die meisten Menschen überschätzen den Anteil der Reichen in Deutschland.
- Das Medianeinkommen teilt die Bevölkerung in zwei Hälften: eine liegt darüber, eine darunter.
Infobox: Singles gehören ab 5.780 Euro netto, Paare ohne Kinder ab 8.670 Euro netto und Paare mit zwei Kindern ab 12.140 Euro netto zur Oberschicht. Die Mittelschicht beginnt ab 1.850 Euro netto. (Quelle: echo24.de)
Mittelschicht-Mythos: Warum sich fast alle in der Mitte sehen
Die meisten Deutschen schätzen ihre finanzielle Position falsch ein. Besonders Reiche unterschätzen ihren Status massiv. In einer Umfrage von 2023 zählten sich 54,5 Prozent der Befragten zur Mittelschicht, tatsächlich gehören aber nur 48 Prozent dazu. Maximilian Stockhausen und Judith Niehues vom IW erklären, dass politische Parteien gezielt die Mittelschicht ansprechen, weil sich viele Menschen davon angesprochen fühlen.
Ungleichheits-Experte Marius Busemeyer spricht von einer „ausgeprägten Tendenz zur Mitte“. Menschen positionieren sich auf einer Einkommensskala erstaunlich ähnlich, unabhängig vom tatsächlichen Verdienst. Arme unterschätzen ihre relative Armut, Reiche ihren relativen Reichtum. Die IW-Experten definieren die Mittelschicht für eine vierköpfige Familie mit einem Nettoeinkommen zwischen 3.880 und 7.280 Euro. Mit mehr als 12.140 Euro netto monatlich zählt diese Familie bereits zu den reichsten fünf Prozent. Familien mit weniger als 2.910 Euro netto gehören zu den ärmsten acht Prozent.
| Haushaltsgröße | Armut (Netto/Monat) | Mittelschicht (Netto/Monat) | Reich (Netto/Monat) |
|---|---|---|---|
| Vierköpfige Familie | unter 2.910 € | 3.880 - 7.280 € | über 12.140 € |
- 54,5 Prozent der Deutschen sehen sich als Mittelschicht, tatsächlich sind es nur 48 Prozent.
- Die Schwelle zum Reichtum ist niedriger als viele denken.
- Arme und Reiche schätzen ihre Position auf der Einkommensskala häufig falsch ein.
Infobox: Die Mittelschicht für eine vierköpfige Familie liegt zwischen 3.880 und 7.280 Euro netto monatlich. Über 12.140 Euro netto zählt bereits zu den reichsten fünf Prozent. (Quelle: Business Punk)
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