Superreiche in Österreich: Ein Netzwerk der Macht
Eine aktuelle Studie der Johannes Kepler Universität Linz (JKU), die im Auftrag der Arbeiterkammer Wien durchgeführt wurde, beleuchtet die Netzwerke der Superreichen in Österreich. Die Untersuchung konzentrierte sich auf 62 Haushalte, deren Vermögen jeweils über 500 Millionen Euro liegt. Laut Lukas Cserjan, Ökonom am Institut für die Gesamtanalyse der Wirtschaft der JKU, konzentrieren sich 44 Prozent des Vermögens allein in den fünf reichsten Haushalten. Dies verdeutlicht die extreme Vermögenskonzentration in Österreich, wo diese 62 Haushalte unter einer Bevölkerung von neun Millionen Menschen agieren. Die Studie zeigt, dass diese Vermögensverteilung systematisch ist und durch Netzwerke gestützt wird.
Die Forscher:innen nutzten Reichenlisten aus Magazinen wie „Trend“ und „Forbes“, um die sozialen und wirtschaftlichen Verbindungen der Superreichen zu analysieren. Dabei wurden Knotenpunkte identifiziert, die auf gemeinsame Firmenanteile, Vermögensverwalter:innen oder politische und mediale Kontakte hinweisen. Besonders auffällig ist die Verbindung zwischen Superreichen und der Medienlandschaft. Ein Beispiel ist die Familie Dichand, die 50 Prozent der Anteile an der Tageszeitung „Krone“ hält und unternehmerische Verbindungen zu 234 weiteren Medienfirmen unterhält. Diese Konzentration in der Medienlandschaft wird von Cserjan als demokratiepolitisch bedenklich eingestuft.
Ein weiteres Problem ist die Intransparenz der Vermögensverhältnisse. Viele Superreiche verschleiern ihr Vermögen durch komplexe Konstruktionen wie Privatstiftungen. Der Stiftungsverband betont in seinen Publikationen die Bedeutung von Diskretion, was die Nachvollziehbarkeit von Vermögensstrukturen erschwert. Laut Cserjan könnte eine Wiedereinführung der Erbschaftsteuer mehr Transparenz schaffen, da dadurch mehr Daten über das wahre Vermögen der Superreichen verfügbar würden.
Die Studie zeigt auch Unterschiede in der Nachvollziehbarkeit von Vermögen. Während traditionelle Industriellenfamilien wie die Adelsfamilie Mayr-Melnhof, deren Vermögen auf Hüttenwerke und Forstwirtschaft des 19. Jahrhunderts zurückgeht, relativ leicht zu analysieren sind, ist dies bei Immobilienbesitzern deutlich schwieriger. Hier ist die Intransparenz besonders ausgeprägt.
Die Ergebnisse der Studie werfen ein kritisches Licht auf die Vereinbarkeit von extrem konzentriertem Reichtum mit demokratischen Idealen. Von den 62 untersuchten Haushalten sind 52 männlich dominiert, und die Mehrheit der Vermögenden ist alt und weiß. Dies spiegelt laut Cserjan verschiedene Formen von Diskriminierung wider. Die vollständige Analyse ist im Artikel „Superreiche: Wer zieht die Fäden?“ des Magazins Arbeit&Wirtschaft nachzulesen. Weitere Informationen finden sich auf der Webseite des Magazins unter: https://www.arbeit-wirtschaft.at/reichtum-ausser-kontrolle-superreiche-studie-arbeiterkammer/.
Quellen: