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Die Mehrheit der deutschen Milliardäre ist nicht „Selfmade“
Eine aktuelle Analyse von Datapulse, berichtet von der Frankfurter Rundschau, stellt die gängige Annahme der Leistungsgesellschaft in Deutschland infrage. Von den 171 Milliardären in Deutschland hat nur etwa jeder Vierte sein Vermögen selbst erarbeitet. Das bedeutet, dass drei von vier deutschen Milliardären ihr Vermögen geerbt haben. Im internationalen Vergleich ist der Anteil der „Selfmade“-Milliardäre in Deutschland besonders gering: In Russland und China liegt dieser Anteil bei 97 Prozent, in Großbritannien bei 89 Prozent, während der weltweite Durchschnitt bei rund zwei Dritteln liegt.
Seit 2007 hat sich die Zahl der Milliardäre in Deutschland vervierfacht. Das Gesamtvermögen der weltweit über 3.000 Milliardäre beträgt laut Forbes 16,1 Billionen Dollar. In Deutschland werden jährlich rund 300 bis 400 Milliarden Euro vererbt oder verschenkt, was durch steuerliche Schlupflöcher im Erbschaftsrecht begünstigt wird. Die Analyse nennt als prominente „Selfmade“-Milliardäre Reinhold Würth (33,6 Milliarden Dollar), Andreas von Bechtolsheim (19,2 Milliarden Dollar) und Hasso Plattner (16 Milliarden Dollar). Allerdings hatten auch diese Persönlichkeiten Startvorteile durch Familie oder Ausbildung.
„In Deutschland sind drei von vier Milliardären reich geboren – nicht reich geworden.“ (Datapulse-Analyse, zitiert in der Frankfurter Rundschau)
- 171 Milliardäre in Deutschland
- Nur jeder Vierte ist „Selfmade“
- Jährlich 300 bis 400 Milliarden Euro werden vererbt oder verschenkt
- Deutschland hat die höchste Vermögensungleichheit in der EU
Infobox: Die Analyse zeigt, dass Reichtum in Deutschland überwiegend vererbt wird und die Leistungsgesellschaft zunehmend zur Erbengesellschaft wird. Technologische Entwicklungen bieten jedoch neue Chancen für wirtschaftlichen Aufstieg.
Ab welchem Einkommen gilt eine Familie in Deutschland als reich?
Der Merkur berichtet, dass viele Menschen in Deutschland ihre eigene Einkommenssituation falsch einschätzen. Laut einer Umfrage von 2023 zählen sich 54,5 Prozent der Befragten zur Mittelschicht, tatsächlich gehören aber nur 48 Prozent dazu. Die Schwelle zum Reichtum wird von vielen überschätzt. Für eine Familie mit zwei Elternteilen und zwei Kindern unter 14 Jahren liegt das bedarfsgewichtete Haushaltsnettoeinkommen für die Mittelschicht zwischen 3.880 Euro und 7.280 Euro monatlich. Wer weniger als 2.910 Euro verdient, gehört zu den ärmsten acht Prozent, während ein monatliches Nettoeinkommen von mehr als 12.140 Euro zu den reichsten fünf Prozent zählt.
Die Definition der Mittelschicht basiert auf einem Einkommen zwischen 80 und 150 Prozent des Medians. Die untere Mitte liegt bei 60 bis 80 Prozent, die obere Mitte bei 150 bis 250 Prozent des Medians. Die Experten des Deutschen Instituts für Wirtschaft (IW) betonen, dass der Begriff „Reichtum“ schwer zu greifen ist und viele Menschen ihre Position auf der Einkommensskala unterschätzen oder überschätzen.
Kategorie | Nettoeinkommen (Familie, 2 Kinder) |
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Ärmste 8 % | weniger als 2.910 € |
Mittelschicht | 3.880 € – 7.280 € |
Reichste 5 % | mehr als 12.140 € |
Infobox: In Deutschland gilt eine Familie mit mehr als 12.140 Euro Nettoeinkommen im Monat als reich. Die meisten Menschen schätzen die Schwelle zum Reichtum deutlich zu hoch ein.
Reichtum in der Schweiz: Diskretion und Definitionen
Die Berner Zeitung beschreibt, dass in der Schweiz traditionell wenig über Geld gesprochen wird, insbesondere bei Löhnen und Erbschaften. Diese Diskretion ist Teil der schweizerischen Kultur und hat ihren Ursprung im Fehlen einer königlichen Prunkkultur. Trotz der hohen Bedeutung von Leistungsbereitschaft spielt auch in der Schweiz die Herkunft eine große Rolle beim Vermögensaufbau.
Die gesellschaftliche Zurückhaltung beim Thema Geld führt dazu, dass über Vermögen und Reichtum selten offen diskutiert wird. Dennoch bleibt der Wunsch nach Wohlstand weit verbreitet. Die Zeitung betont, dass die Schweizerinnen und Schweizer eine widersprüchliche Beziehung zum Geld haben: Einerseits wird Diskretion gepflegt, andererseits ist der Wunsch nach Reichtum präsent.
- Über Geld, Löhne und Erbschaften wird in der Schweiz kaum gesprochen
- Leistungsbereitschaft und Herkunft sind zentrale Faktoren für Wohlstand
Infobox: In der Schweiz ist Diskretion beim Thema Geld tief verankert, auch wenn der Wunsch nach Wohlstand weit verbreitet ist.
Ab wann gilt man in der Schweiz als vermögend?
Laut bilanz.ch gilt man in der Schweiz ab einem frei verfügbaren Vermögen von 1 Million Dollar als High Net Worth Individual (HNWI) und ab 30 Millionen Dollar als Ultra High Net Worth Individual (UHNWI). Der Erstwohnsitz wird dabei nicht eingerechnet. Für ein komfortables Leben allein von den Erträgen des Vermögens, ohne ärmer zu werden, benötigt man in der Schweiz etwa 6 Millionen Franken. Bei einer angenommenen jährlichen Rendite von 5 Prozent entspricht das rund 300.000 Franken pro Jahr, was etwa dem doppelten Medianlohn der bestverdienenden 10 Prozent entspricht.
Weltweit gibt es laut UBS Global Wealth Report gut 8,1 Millionen Menschen mit mehr als 5 Millionen Dollar Vermögen. Mit mehr als 10 Millionen Dollar sind es weniger als 3 Millionen Menschen, und jenseits der Milliardengrenze gibt es weniger als 3.000 Personen. In der exklusiven Gruppe mit mehr als 100 Milliarden Dollar Vermögen befinden sich weltweit nur 15 Personen.
Vermögensklasse | Anzahl weltweit |
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Mehr als 5 Mio. Dollar | 8,1 Millionen |
Mehr als 10 Mio. Dollar | weniger als 3 Millionen |
Mehr als 1 Mrd. Dollar | weniger als 3.000 |
Mehr als 100 Mrd. Dollar | 15 |
- Ab 1 Million Dollar gilt man als HNWI
- Ab 30 Millionen Dollar als UHNWI
- Für ein komfortables Leben in der Schweiz werden etwa 6 Millionen Franken benötigt
Infobox: In der Schweiz beginnt Reichtum laut Privatbanken ab 1 Million Dollar Vermögen, für ein sorgenfreies Leben sind jedoch rund 6 Millionen Franken erforderlich. Weltweit ist die Zahl der Superreichen äußerst gering.
Quellen: